Wenn es um nachhaltige Textilien geht, ist Hanf eine vielversprechende Faser für die Zukunft. Mit dem Ziel, in dieses Potenzial der Hanffaser einzutauchen, führen die Partner*innen des Interreg-Projektes Hemp4Circularity NWE vielversprechende Hanfanbau- und Verarbeitungsversuche durch. Nun zeigen die ersten Ergebnisse die Herausforderungen und Chancen dieser innovativen Faser für die industrielle textile Wertschöpfungskette in der NWE-Region.

Was haben wir bei der Ernte von Langfaserhanf gelernt?

In den Versuchen wurden in Wallonien, im belgischen Flandern sowie in den Niederlanden und Deutschland mit USO31 und Santhica27 zwei Hanfsorten angebaut. Pro Region wurden drei Hektar ausgesät. Auch wenn die Pflanzen gut wuchsen, zeigten sich in der Erntephase einige Probleme: Ursprünglich war der Erntebeginn in der ersten Augustwoche geplant, was sich aufgrund der extrem nassen Wetterbedingungen im Sommer 2023 dann allerdings verzögert hat.

Die späte Ernte hatte mehrere Folgen: Die längeren Stängel führten zu größeren Schwaden – insbesondere in Deutschland, was zu Schwierigkeiten beim Wenden und Pressen des Hanfs führte. In Belgien war das Stroh nicht ausreichend trocken, was zu Schwierigkeiten beim Pressen führte.

Die Erntebedingungen können auch für die nächsten Stufen der Hanfverarbeitung eine Herausforderung darstellen, denn jeder Schritt hat Auswirkungen auf die Folgeschritte der Hanfverarbeitung. Ist das Wenden des Hanfstrohs herausfordernd, ist sehr wahrscheinlich auch das Pressen erschwert. Daher spielt Präzision in jedem Schritt eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung hochwertiger Langfasern, sowohl in Bezug auf die Qualität als auch auf den Ertrag.

Scutching von Textilhanf: die Auswirkungen eines hohen Feuchtigkeitsgehalts im Stroh

Die Versuche zur Hanfverarbeitung wurden vom Projektpartner Van de Bilt durchgeführt. In den letzten Jahren hat der Flachsfaserverarbeitungsbetrieb Van de Bilt Erfahrungen mit der Verarbeitung von Hanf auf der Flachsanlage gesammelt, wobei die Unterschiede zwischen Flachs- und Hanffasern und damit auch deren unterschiedliche Verarbeitungsanforderungen deutlich wurden.

Ebenso wie beim Flachs hat die Feuchtigkeit des Strohs auch beim Hanf einen großen Einfluss auf den Scutchingprozess. Ein wesentlicher Punkt ist die Feuchtigkeit beim Pressen des Hanfes und das Eindringen von Wasser während der Lagerung des Hanfstrohs. Wenn der Feuchtigkeitsgehalt des Hanfstrohs 15 % oder mehr beträgt, treten mehrere Probleme auf, die das Scutchen erschweren: Faserverluste, Verstopfungen, Verzögerungen bei der Verarbeitung etc., was sich alles auf die Verarbeitungskosten auswirkt.

Außerdem kann das Eindringen von Wasser die Verarbeitung bestimmter Ballen verhindern, was zusätzliche Kosten für deren Entsorgung verursacht.

Vielversprechende erste Langfaserergebnisse

Trotz der schwierigen Bedingungen lieferte der Scutchingprozess bereits wertvolle Informationen über das Potenzial von Textilhanf. Der Ertrag ist ermutigend: Der Strohertrag liegt bei durchschnittlich 6 t/ha, wovon 16,7 % Langfasern waren. Allerdings wurde je nach Feld große Schwankungen festgestellt, die Differenz lag zwischen 2,4 % und 26 % Langfasern. Eine Erklärung für diese Schwankungen ist unter anderem auf den Feuchtigkeitsgehalt der Hanfballen zurückzuführen, der die Langfaserausbeute und die Trocknungsleistung beeinflusst.

Anhand der Anbau- und Trocknungsergebnisse werden die Hemp4Circularity-Partner*innen nun versuchen, ein besseres Verständnis für den Einfluss des Wetters und der Anbau- und Erntebedingungen auf die Erträge und die Qualität von Hanfstroh und Langfasern zu gewinnen.

Interessieren Sie sich für Textilhanf? Informieren Sie sich auf der Website des Projekts über die neuesten Neuigkeiten und Schulungen auf der Website des Projekts: https://hemp4circularity.nweurope.eu/

Über Hemp4Circularity 

Hemp4Circularity ist ein nordwesteuropäisches Interreg Projekt, das von elf Partnern aus vier Ländern durchgeführt wird: Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Belgien (Wallonien und Flandern).

Das Projekt zielt darauf ab, bis 2027 eine zirkuläre Wertschöpfungskette für Hanf als hochwertiges Textilmaterial in der nordwesteuropäischen flachsverarbeitenden Industrie zu schaffen. Ziel ist die Integration und Abstimmung aller Akteure der gesamten Wertschöpfungskette – von der lokalen Landwirtschaft über die flachsähnliche Primärverarbeitung, die nachgelagerte Verarbeitung bis hin zum mechanischen Faserrecycling. Außerdem gilt es im Rahmen des Projektes, auch das Bewusstsein von Designer*innen und Verbraucher*innen für Hanftextilien zu schärfen.

Sind Sie an dem Projekt interessiert?

Das Projekt Hemp4Circularity erstreckt sich über sämtliche Stufen der Hanfverarbeitungskette – von Anbau, Färbung und Faseraufschluss über Spinnen, Weben und Stricken bis hin zum Design. Wenn Sie sich für die vielversprechenden Möglichkeiten von Textilhanf interessieren, laden wir Sie herzlich ein, mit uns in Kontakt zu treten.

In den kommenden Monaten erwarten Sie eine Reihe von bedeutenden Aktivitäten. Im Winter beginnen Schulungen für Landwirte und Lohnunternehmer. Für das Jahr 2025 planen wir eine Ausbildung zum Botschafter für Textilhanf. Zudem werden wir Workshops und Konferenzen für Studierende und Markenhersteller organisieren, die sich mit Themen der Webkunst befassen.

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter mail@natuvalis.de und laden Sie ein, unsere Projekt-Website für detaillierte Informationen zu besuchen: https://natuvalis.de/hemp4circularity/